Projekt 2012-2015

Das Projekt wurde von 2012-2015 im Rahmen der NRP Neuen Regionalpolitik von Bund und Kanton Bern und Dank der finanziellen Unterstützung vom beco Berner Wirtschaft (60% Gesamtkosten) und privaten Wirtschaftspartnern/Organisationen (40% Gesamtkosten) erfolgreich umgesetzt.

Facts and Figures 2012-2015:

- 56 Projekt- und Netzwerkpartner, Stand Dezember 2014
- Netzwerk von 800 Adressen und Zugang zu weiteren rund 1500 Adressen der Wirtschaftsverbände
  WIBS, CEP und BielerKMU
- über 100 persönliche Kontakte und Gespräche mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik
- 8 Fachartikelbeiträge in Bieler Tagblatt, Journal du Jura, Magazin CEP, BlickpunktKMU
- 3 Medienorientierungen
- 9BGM-Fach- und Weiterbildungsveranstaltungen
- Website www.santeprise.ch
- 10 santeprise-Newsletter pro Jahr
- Projektleitung und Umsetzung während 2 ½-Jahren, Budget Fr. 320‘000, davon 40 % Akquisition
- Projekt zweisprachig D/F

Projektbeschrieb

Im Rahmen der Neuen Regionalpolitik von Bund und Kanton Bern und Dank der finanziellen Unterstützung vom beco Berner Wirtschaft (60 % Gesamtkosten) wird das Projekt «santé & entreprise» Betriebliche Gesundheitsförderung und Betriebliches Gesundheitsmanagement für Kleinst-, Kleine und Mittlere Unternehmen in der Region Biel-Seeland-Jura bernois als einziges NRP-Projekt mit diesem Thema sowie zweisprachig in der Schweiz im Oktober 2012 gestartet.

Die Prävention und Gesundheit in den KKMU soll als Wirtschaftsfaktor erkannt und zur nachhaltigen und ganzeitlichen Entwicklung der Mitarbeitenden und Unternehmen in den Mittelpunkt/Fokus gesetzt werden.

Neben der finanziellen Unterstützung durch die kantonalen Behörden ist der Einbezug und die finanzielle Unterstützung der regionalen Wirtschaftspartner, welche direkte und indirekte Nutzniesser des Projekts sein sollen, unerlässlich.

Die regionalen Unternehmen sollen einen ideologischen, kommunikativen, moralischen, beispielhaften und finanziellen Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung des Projekts leisten.

Ausgangslage - Betriebliche Gesundheitsförderung/Betriebliches Gesundheitsmanagement in KMU-Betrieben - Was will "santé&entreprise"

Auf Grund der Betriebsgrösse, personeller Ressourcen, finanziellen Mitteln, anderer Grundhaltung und fehlendem Bewusstsein für die Prävention und Gesundheit im Unternehmen, ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement in Kleinst- und Kleinunternehmen, aber auch in mittleren Unternehmen, noch wenig verbreitet. Die Herausforderung in der Prävention und der BGF/BGM ist, dass wir Themen und Probleme ansprechen müssen, welche noch nicht oder nicht offensichtlich bestehen.

Wir sprechen hier nicht nur von Sport und Fitness oder einzelnen betrieblichen Gesundheitsförderungsmassnahmen wie Pausenfrüchte, Arbeitsplatz-Ergonomie, dem gesetzlich vorgeschriebenen Arbeits- und Gesundheitsschutz oder der kostenlosen Abgabe von Mineralwasser.

Sondern von einer längerfristigen und nachhaltigen Unternehmensstrategie mit dem BGF/BGM und einer bewussten Gestaltung der Arbeitsverhältnisse, Ueberprüfung der Prozesse und Kommunikation sowie der Entwicklung der Mitarbeiter-, Führungs- und Unternehmenskultur

Ausgangslage

Herausforderungen von Arbeit und Gesundheit
Gemäss einer Studie der Uni St. Gallen und dem BfS aus dem Jahre 2008, arbeiten über 67 % aller Beschäftigen in der Schweiz in KMU, welche über 99 % aller Schweizer Betriebe ausmacht. Davon sind nur 1.84 % mittlere Unternehmen, die Schweiz besteht deshalb zu über 98 % aus Klein- und Kleinst-Unternehmen. Diese Grössenstrukturen von Betrieben treffen vor allem auch auf die Region Biel-Seeland zu.

Trotz des guten allgemeinen Gesundheitszustandes der Erwerbstätigen bestehen immer wie mehr arbeitsbedingte Belastungen und Risiken. Nicht nur körperliche Anforderungen, sondern auch die psychischen und seelischen Belastungen der Mitarbeitenden beeinträchtigen Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität. Die Anzahl der Fälle von Präsentismus, Absentismus und die Arbeitsausfälle nehmen in der Schweiz jährlich stark zu.

Stress- und Burnout-Phänomene gehören zu den grössten krankheitsbedingten Kostenverursachern in Schweizer Betrieben. Die neuste Stress-Studie 2010 des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco zeigt auf, dass rund ein Drittel der Erwerbstätigen in der Schweiz häufig oder sehr häufig gestresst sind. Dies sind 30 % mehr als noch vor 10 Jahren. Bereits die Seco-Studie aus dem Jahre 2000 rechnete mit einem volkswirtschaftlichen Schaden von jährlich 4,2 Milliarden Franken aufgrund von Absenzen, Produktionsausfall sowie Krankheits- und Invalidisierungskosten.

Gesundheitspolitischer Nutzen von Gesundheit und Prävention
In unserem Gesundheitssystem wird seit langem sehr viel für die Behandlung und die Verhütung von Krankheiten sowie für den Schutz der Bevölkerung vor Gesundheitsgefahren getan. Trotz dieser Aktivitäten gibt es aufgrund des immer schnelleren Wandels der Gesellschaft, der Lebensformen und Arbeitsbedingungen zu viele ungelöste und zunehmende Gesundheitsprobleme, welche die Wirtschaft und das Gesundheitswesen stark belasten.

Die Schweizerische Gesundheitsbefragung 2002 hat gezeigt, dass 47 % der Männer und 41 % der Frauen am Arbeitsplatz starken nervlichen Belastungen ausgesetzt sind und davon 1/5 (Männer) bzw. 2/5 (Frauen) grosse Gesundheitsbeschwerden haben. In den letzten Jahren hat sich die Situation verschlechtert und die Gesundheitsbeschwerden sind weiter angestiegen.

Grundlagen

Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF):
BGF umfasst alle gemeinsamen Massnahmen von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Gesellschaft zur Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz: Verbesserung der Arbeitsorganisation und Arbeitsbedingungen, Förderung der aktiven Mitarbeiterbeteiligung und Stärkung der persönlichen Kompetenzen.

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM):
BGM ist die betriebswirtschaftliche und gesundheitsorientierte Überprüfung und Optimierung bestehender betrieblicher Strukturen und Prozesse, die direkt oder indirekt auf die Gesundheit der Mitarbeitenden wirken. Es kommt zu einem bewussten Gesundheitsverhalten. Das Image des Betriebes und das Betriebsklima verbessern sich. Produktivität und Arbeitsqualität werden gesteigert. Auch die Arbeitszufriedenheit steigt auf allen Stufen, die Personalfluktuation nimmt ab. Schliesslich ist auch mit einem Rückgang der unfall- und krankheitsbedingten Fehlzeiten des Personals zu rechnen.

Direkte und indirekte wirtschaftliche Nutzen von BGM
Die Vergleiche zwischen der Ersterhebung und den folgenden Evaluationen zeigen nach Einführung des BGM als strategisches Unternehmensführungsinstrument auf, dass die Fehlzeiten, die Krankenquoten sowie die Fluktuationsraten innerhalb weniger Jahre markant gesenkt werden konnten.Dadurch werden interne und externe Kosten gespart und die Betriebsergebnisse deutlich verbessert. 

Absenzen kosten Geld – direkte und indirekte Kosten
Laut Versicherungsstatistiken fehlt ein Mitarbeiter in der Schweiz durchschnittlich 6 Tage pro Jahr. Dies entspricht einer Absenzenquote von 3 %.
Kostenbeispiel KMU mit 40 Mitarbeiter:
Direkte Kosten 69’600.–, indirekte Kosten 139’200.–
Quelle: CSS Absenzen-Kalkulator 

Projektziele

Projektziel 1:
Gezielte Kommunikations- und Informationsmassnahmen. Sensibilisierungs- und «Gewinnungsphase» für das Projekt und Thema. Info-Veranstaltungen, Einbezug aktiver «Best practice-Unternehmen», Botschafter, Gewinnung weiterer ideologischer und finanzieller Partnerschaften/Unternehmen, Kommunikationsmassnahmen von Erfolgsgeschichten mit BGF/BGM-Massnahmen/Kultur, postive Markt- und Kundenanalysen, Bedürfnisabklärungen und orten von Nachfragepotential, Struktur- und Organisationslösungen und Sicherstellung Machbarkeit für Projektphase 2.

Projektziel 2:
Strategie «gemeinsam für gesunde und produktive Arbeitsplätze» wird umgesetzt, Interventionen in den einzelnen Betrieben/Pilotprojekten zeigen erste positive Entwicklungen, Integration von BGF/BGM-Massnahmen führen zu einem «Benchmarking», Austausch und Vernetzung der umsetzenden Betriebe. Es bildet sich eine Kultur, welche Prävention und Gesundheit des Humankapitals als Basis des wirtschaftlichen Erfolgs sieht. 20 % der erreichten Unternehmen in der Region «leben BGF/BGM» und die Fehlzeiten- und Absenzenquote wurde um mind. 10-30 % im Vergleich zum Start des Projekts gesenkt.

Projektziel 3:
Erfolgreicher Projektabschluss, Gründung der Stiftung, Vereins oder IG «BGM Forum Biel-Seeland-Jura», ein Kompetenzzentrum für Prävention, Gesundheit und BGF/BGM ist geschaffen, welches als Organisation mittelfristig eine hohe Eigenwirtschaftlichkeit erreichen sollte.

BGM wirkt auf den Ebenen der Arbeitsorganisation, der Arbeitsbedingungen, der Partizipation von Mitarbeitende am Arbeitsprozess, der Stärkung ihrer Kompetenzen, der Selbstverantwortung und den Ressourcen, der Steigerung des Wohlbefindens sowie der Mitarbeiterzufriedenheit. BGM wird als zukunftsgerichtetes Führungs- und Entwicklungsinstrument eingesetzt und fördert den dauerhaften Unternehmenserfolg.
 

Massnahmen und Vision

Projektphase 1:
Info-Veranstaltungen, Round-table-Gespräche, Workshops, Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen, Firmenbesuche und Referate, Letters of intent mit Fachpartnern und Wirtschaftspartnern, Sensibilisierungsmassnahmen für das Thema, Festlegen von Meilensteinen, Organisation der Projektleitung, Erstellen eines Projektstools, Reporting und Begleitung durch die Strategische Begleitgruppe, mind. 1 pro Jahr Erstellen eines Projektreportings/Berichts, BGM wird in 2-3 KMU-Pilotfirmen als «Best practics»-Partner und «Motoren» umgesetzt und eingeführt. Kosten für Massnahmen und Dienstleistungen werden durch die Unternehmen selber getragen. Laufende Projektanpassungen je nach Bedürfnissen der Zielgruppen und je nach Nachfrage. Zusammenarbeitsvereinbarungen, Erfolgskontrolle/Meilensteine, Entscheid Umsetzung Projektphase 2.

Projektphase 2:
Projekt-Umsetzung: «BGF/BGM in KKMU-Betrieben in der Region Biel-Seeland-Jura bernois» mit der Strategie «gemeinsam für gesunde und produktive Arbeitsplätze», Beratung, Begleitung und Einführung betriebliche Gesundheitsförderung/Betriebliches Gesundheitsmanagement durch Projektleitung in Zusammenarbeit mit professionellen Partnern und externen Fachexperten mit Referaten, Workshops, Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen, Betriebsanalysen und Begleitung von Massnahmen sowie Vernetzung von Unternehmen in der Region Biel-Seeland-Jura bernois.

Vision:
Nach Abschluss des Projekts ist BGM als Teil-Unternehmensstrategie in der Region Biel-Seeland-Jura bernois bekannt, gut positioniert und wird von mind. 20% der erreichten und teilnehmenden KMU in der Region Biel-Seeland-Jura bernois entweder selber umgesetzt oder mit der Unterstützung externer Stellen/Unterstützung nachhaltig gelebt. Kriterien und Messbarkeit/Wirksamkeit der Massnahmen sind festzulegen.

Nach Abschluss des Projekts sollen zusätzliche direkte und indirekte Arbeitsplätze im BGM geschaffen werden und die Fehlzeiten- und Absenzenquote bei den teilnehmenden Unternehmen um mind. 10-30% gesenkt werden.

Die Umsetzung erfolgt in Deutsch und Französisch und damit das Bekenntnis zum «Billinguismus» und dem Wirtschaftsraum der Region Biel-Seeland-Jura bernois.

Unsere Region nimmt eine führende, zukunftsgerichtete Rolle im BGM in der Schweiz ein. Stiftung, Verein oder IG «BGM Forum Biel-Seeland-Jura bernois» ist gegründet, dadurch ist mittelfristig eine hohe Eigenwirtschaftlichkeit realistisch. Als Referenzobjekte und gute Praxisbeispiele dienen zurzeit zwei BGM-Foren in der Schweiz:
• Forum BGM Betriebliches Gesundheitsmanagement Ostschweiz
www.bgm-ostschweiz.ch
• Forum BGM Betriebliches Gesundheitsmanagement im Kanton Aargau
www.bgm-ag.ch